WIEGANDS WARTE Dezember 2008
Jetzt endlich!
Sie ist da – die Finanzmarktkrise, seit Jahren bekannt, immer wieder angekündigt, erwogen, befürchtet.
Wie wird da so schön seitens der Kenner argumentiert?
Man konnte sich nicht den gewinnträchtigen Börsengeschäften widersetzen, im Zeitalter der globalen Marktwirtschaft unmöglich. Kann sein, das stimmt.
In einer Gesellschaft, die so ungehemmt wie möglich wachsen und Wohlstand anhäufen will, auch jenseits ihrer kulturell, ethischen und nationalen Grenzen, kann man nicht ungestraft in die entgegengesetzte Richtung laufen. Es hätte z.B. Deutschland von den internationalen Geschäftssträngen abgetrennt und damit der Wirtschaft und dem Wohlstand seiner Bevölkerung und seiner Manager erheblichen Schaden zugefügt, hätten sich deutsche Banken und Broker nicht an dem Blasengeschäft beteiligt. Was ich damit zum Ausdruck bringen will, lautet:
Erfolg hat, wer DEM Erfolgskonzept folgt. Also schließen wir uns erprobten Praktiken oder aber dem Rat erprobter Experten an. Alles und alle anderen, die alternative Vorgehensweisen anbieten, haben es schwer, Gehör zu finden, geschweige denn Anerkennung. Dieses „natürliche“ Verhalten wird nur dann erschüttert, wenn etwas spürbar Unangenehmes oder gar Katastrophales passiert. Dann wird der Ruf laut nach Reglements und strenger Führung. Und die Aufrechten müssen sich allmählich eingestehen, auch eigene Verantwortung an der Katastrophe zu tragen. Die Komfortzone war allzu gemütlich. Kritik, Kampf und Abenteuer zu anstrengend bis gefährdend.
Nun aber ist er aufgebrochen: Der Nährboden für einen Paradigmenwechsel!
Jetzt endlich
ist sie da, die Zeit, in der die Menschen sich bereit zeigen, neue, andere Ideen zuzulassen. Jetzt endlich gibt es wieder Raum für Individualität und Mut, Lust am Lernen und Wagen.
Jetzt endlich kann Lean außerhalb von TOYOTA umfassend zeigen, was es wert ist! Lean als Optimierungskonzept ist bekannt und auch anerkannt in den verschiedenen Wirtschaftszweigen produzierender Unternehmen, wo Teilbereiche mit Lean Methoden kontrolliert und gehandelt werden. Doch Lean ist viel mehr und seine ungeheuren Möglichkeiten haben bis jetzt außerhalb Japans kaum Anwendung gefunden. Welche das sind, sei noch einmal dargestellt:
1. Lean ist ein ganzheitliches System. Das heißt, Lean kann man nicht irgendwo, sozusagen dazwischen, anwenden, um seiner Durchschlagskraft annähernd gerecht zu werden. (Doch selbst bei einem völlig unzulänglichen Einsatz ist es schon effizient.) Lean betrachtet das Ganze als Einheit, horizontal und vertikal, zeichnet seine Struktur nach und findet die beste aller denkbaren Lösungen.
2. Lean ist ein überaus sozial verträgliches System. Sein wesentlichstes Werkzeug sind die Menschen, die in den Institutionen, die betrachtet werden, arbeiten. Sie sind verantwortlich für jeden einzelnen Schritt, jede einzelne Drehung des Unternehmens und zwar TOP DOWN und BOTTOM UP. Und diese Verantwortung muss man ihnen wieder vor Augen führen, ihnen zurückgeben.
Es gilt nicht nur, die Menschen mitzunehmen, sondern durch Wertschätzung zu überzeugen. Ein achtsamer und respektvoller Umgang mit dem einzelnen ist unabdingbar für die erfolgreiche Umsetzung neuer Ideen.
Wertschätzung wird mit Wertschätzung beantwortet, und das generiert ein völlig neues, aktives und motivierendes Klima. Von Toyota wissen wir, dass der Motor des Erfolgs alle seine Mitarbeiter sind. Und sie wissen das auch!
3. Lean schneidert nach Maß. Natürlich gibt es Tools, deren sich nicht nur Lean Berater bedienen, und die sinnvoll und richtig sind.
Das Andere, Neue ist nur: Sie werden von Lean Experten individuell und flächendeckend eingesetzt. Neben der Beachtung aller Notwendigkeiten für global agierende Wirtschaftssysteme schenken sie der Besonderheit jedes einzelnen Unternehmens ihre Aufmerksamkeit. Sie im Sinne des Ganzen und des einzelnen zu fördern, führt zu Wachstum, nicht selten über die angenommenen Potentiale hinaus.
4. Lean schaut von außen nach innen nach außen. Es betrachtet zunächst den Kunden, seine Bedürfnisse und Wünsche. Danach richtet der Lean Experte jedes Unternehmen nach seinen individuellen Stärken aus und hilft, das bestmögliche Produktionssystem zu kreieren. Dieses System stramm und nachhaltig erfolgreich zu halten, ist für ihn Programm (maßgeschneiderte Lösungen). Gleichzeitig sorgt er auch dafür, dass das Unternehmen den Kunden mittels Pflege und Konsequenz (Qualität und Zuverlässigkeit) an sich bindet. Woran ist dann die Anerkennung von Lean als überlegenes Prinzip bisher gescheitert? An dem gleichen Grund, den unsere Finanzexperten trotz besseren Wissens in die falsche Richtung hat blicken lassen: Aus Angst und aus Gier.
Es ist ein Wagnis, sein Unternehmen einer vollständigen Überarbeitung auszusetzen (was nicht stimmt, denn Lean gewinnt immer!). Es scheint teurer als eine bereichsbezogene Überprüfung (Was nicht stimmt, denn man kann in kleinen Schritten passend zur Gewinnentwicklung vorgehen).
Es dauert länger (was nicht stimmt, viele Point Kaizen-Maßnahmen zeitlich addiert und vom Ertrag her betrachtet, sind kostspieliger). Und – es ist ein Wagnis für die persönliche Karriere auf der Führungsebene. (Stimmt nicht – siehe Punkt eins!)
Zweifellos, es verlangt die Bereitschaft, das Denken und Handeln zu ändern; es ist anstrengend, denn es fordert aktive und unermüdliche Mitarbeit – von allen Managern wie Arbeitern, Büromenschen wie Lageristen (um im Bild der Produktion zu bleiben).
Warum etwas anders machen, was seit Jahren funktioniert hat?
Die Antwort lautet: Weil sich die Zeiten dabei sind zu ändern, und zwar mit Macht! Hören Sie zu, meine Damen und Herren, öffnen Sie sich für LEAN und lernen Sie, wie umfassend und leicht es geht: Seine Stärken zu stärken und ein erfolgreicher Beitrag zum Ganzen zu sein!
Bleiben Sie uns gewogen – bleiben Sie Lean.
Ihr Bodo Wiegand