Da habe ich ja in ein Wespennest gestochen. Nach meiner letzten Wiegands Warte haben unsere Freunde von der digitalen Front aber ordentlich gewettert. IT wäre wichtig, um zu erkennen, wo die Fehler gemacht werden, um zu messen, ein klares Bild zu bekommen, und, und, und.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass hinter der ganzen Industrie 4.0-Diskussion mächtige IT-Partner stehen, die Morgenluft wittern … und schon tappen die ersten in die – ich nenne sie – die IT-Falle. Damals wurde suggeriert:
‚Wenn Du das und das Programm anschaffst, laufen Deine Prozesse besser und Du erreichst eine höhere Produktivität‘.
Was passierte in Wirklichkeit – schlechte Prozesse wurden digitalisiert – Effizienz- oder Effektivitätssteigerungen – Fehlanzeige.
In der Beilage Industrie 4.0 der FAZ vom 17.11.2015 kein Wort darüber, dass die Basis, die Grundlage und damit das Fundament für die Einführung von Industrie 4.0 stabile Prozesse in der Produktion und in der Administration sind. Auch war kein Wort darüber zu lesen, wie man Unternehmen von A nach B bringt – außer natürlich, was man so alles von der IT braucht, von Big Data bis zur digitalisierten Planungsprozessen, mit denen man schnell situativ auf Veränderungen reagieren kann – wenn man stabile Prozesse hat, braucht man nicht viel schnell situativ zu ändern – meine Herren – und braucht folglich auch das Programm nicht!
Dann eine Umfrage unter Mittelständlern: „Was brauchen Sie in nächster Zeit?“ Antwort: Digitalisierung (siehe FAZ 03.12.2015).
An alle Mittelständler, Inhaber, Vorstände und Geschäftsführer: Laufen Sie nicht in die Digitalisierungsfalle! Schlechte Prozesse bleiben schlechte Prozesse, auch wenn sie digitalisiert sind.
Sollten Sie sich als Unternehmen für den Weg in die Industrie 4.0 entschließen, kann ich Ihnen nur gratulieren. Es ist sicher der richtige Weg. Doch der Weg von einem normalen Fertigungsunternehmen zu einem Industrie 4.0-Unternehmen ist mühsam, aber lohnt sich in jedem Fall. Ich werde in meinen nächsten Wiegands Warten darauf näher eingehen, wie dieser Weg auszusehen hat und wie dieser Weg erfolgreich gemeistert werden kann.
Nur eines vorab: Die Digitalisierung unterstützt und sollte kein Selbstzweck sein. Sie steht nicht am Anfang. Denn der Weg hin zur Industrie 4.0 mit stabilen Prozessen, mit standardisierten und modularisierten Produkten auf Basis gut ausgebildeter, verantwortungsbewusster und mitdenkender Mitarbeiter ist das in jeder Beziehung lohnende Ziel.
Denn dahinter stehen große wirtschaftliche Effekte und damit eine hohe Wettbewerbsfähigkeit.
Bleiben Sie uns gewogen – bleiben Sie Lean.
Ihr Bodo Wiegand