Zeitenwende – der Staat muss Lean werden, aber schnell (Teil 2)

Teil 2/2

2. Der Staat ist ein Bürokratiemonster

Jedes Jahr werden mehr Gesetze, Verordnungen und Handlungsanweisungen ins Leben gerufen als abgeschafft. Lean Staat? Fehlanzeige.

Das Ergebnis: Wir sind zu einem Bürokratiemonster geworden, in dem alles und jedes geregelt, vorgeschrieben und angewiesen wird.

Angeblich zu unserem Schutz ?????

Denn mit Gesetzen übernimmt die Politik Verantwortung und entlastet damit die Landesregierungen, die Städte und Gemeinden damit diese nicht Schuld sind.

So Wirtschaftsminister Robert Habeck in der Sendung von Herrn Lanz am 6.7.2023.

Desweiteren sagte er: „Gesetze sind Bevormundungen.“

Ich meine, dass war jetzt mal ehrlich oder nicht????

Aber brauchen unsere Landesregierungen, Städte und Gemeinden und vor allem wir Bürger und Unternehmer ……. Bevormundungen??????

Brauchen wir als mündige Bürger und hart wirtschaftende Unternehmen Bevormundungen seitens staatlicher Stellen, die nicht in der Lage sind, sich effizient und effektiv selbst zu verwalten – also kein Vorbild sind??????

Aus Lean Gesichtspunkten sollten Gesetze eindeutige Regeln schaffen,

  1. die der Bürger und die Unternehmen akzeptieren, weil sie diese als sinnvoll erachten,
  2. die den Bürger und die Unternehmen entlasten und nicht belasten,
  3. die für den Bürger und den Staat durchsetzbar, kontrollierbar und nachvollziehbar sind,
  4. die etwas wirklich verändern und in die richtige Richtung führen.

Auf zum Lean Staat – ich würde gerne mal bei jedem Gesetz, jeder Vorschrift oder Regelung eine Nutzwertanalyse durchführen. 50 – 60 % würden durchfallen!!!!!!

Denn jedes Gesetz, genauso wie jede Investition, müssen einen Return on Investment haben oder eben einen nachweisbaren Nutzen.

Haben die den???? Wie z.B. der Führerschein für die Nutzung von Motorsägen!!!!!!! Brauchen wir den denn wirklich ?????

Doch ich glaube, dass ein großer Teil dieser ganzen Flut von Vorschriften, Gesetzen, Regelungen und Anweisungen aus einem ganz simplen Grund entstehen.

Jede Abteilung muss ihre Daseinsberechtigung beweisen.

Nach dem Motto: „Wer keine Arbeit hat, macht sich welche“.

Außerdem sagen sich die jeweiligen Chefs: „Je mehr Mitarbeiter, je wichtiger bin ich.“

Oder etwa nicht????

Ein Beispiel für unnötige Arbeitsbeschaffung

Mich erinnert das an meine Tätigkeit als Werkleiter zweier großer Werke, die die Automobil- und Triebwerkindustrie belieferten.

Damals stellte ich fest, dass unsere Qualitätsabteilung immer größer wurde. Begründung: „Wir müssen die Audits vorbereiten und begleiten, damit da nichts schief geht.“ Dieser Bereich wuchs seit 2 Jahren von 2 auf 5 Mitarbeiter an.

Wobei dies ja eigentlich die Aufgabe der jeweiligen Abteilungs- und Betriebsleiter war, sicherzustellen, dass alles richtig dokumentiert und die Abläufe richtig durchgeführt wurden.

Doch diese Audit-Abteilung nahm den Abteilungs- und Betriebsleiter alles ab, dokumentierte und erläuterte alles auditgerecht und übernahm damit deren Aufgaben.

Sie waren sogar sehr kreativ und schafften immer neue Aufgaben, die sie unentbehrlich machen und dem Abteilungsleiter Ruhm und Ehre verschafften sollte, weil er damit immer mehr Mitarbeiter in seine Abteilung zog.

Genau nach dem Motto: „Wenn ich keine Arbeit habe, mache ich mir welche“

Quintessenz: Ich habe die Abteilung aufgelöst, die Verantwortung an die Abteilungs- und Betriebsleiter gegeben, die dann die Aufgaben hatten, die Prozesse mitarbeitergerecht zu visualisieren und nicht in seitenlanger Prosa, die sowieso keiner liest, zu verfassen.

Bei den ersten 2 Audits sind wir gnadenlos durchgefallen. Danach gab es keine Beschwerden mehr.

Manchmal sind die Dinge eben einfach.

Ansonsten kann ich mir nicht erklären, wieso man

  • einen Führerschein zur Benutzung einer Motorsäge braucht,
  • tausende Bauvorschriften erlassen werden,
  • unsere Brandschutzvorschriften uns zu kaum noch zu bezahlenden Investitionen nötigen,
  • eine Windradgenehmigung zum Teil hunderttausende kostet und jahrelange Genehmigungsverfahren benötigt,
  • ein Froschbiotop von einem Windkraftbetreiber jeden Tag zu bewässern ist,
  • Und, und, und.

Unfassbar, wie wir in eine sinnlose Verschwendung hineingetrieben werden.

Noch ein Beispiel für sinnlose Verschwendung – Bauvorschriften

Warum lässt man z.B. den Häuslebauer nicht einfach so bauen, wie er will? Natürlich müssen Statik und andere wichtigen Details eingehalten werden . Aber warum lässt man ihn nicht z.B. die Leitungen – wie in England, Niederlande, etc. – auf den Putz legen?

Insgesamt 40% der Kosten eines Baues machen staatliche Vorschriften, Steuern und Abgaben aus.

40%!

Ich meine, geht’s noch?!

Warum müssen wir alles im Gold-Standard machen, wenn auch der Silber- und Bronze-Standard reichen würde?

Es soll doch dem Bürger überlassen bleiben, in welchem Standard er leben will.

In diesen Zeiten können wir uns einfach vieles nicht mehr leisten.

Über die ungeheuerliche Dynamik unserer Bürokratie möchte ich ja gar nicht reden. 12 Jahre Genehmigungsdauer für ein Windrad …

Mit der Lean-Brille zur Zeitenwende und zum Lean Staat

Schaut man also mit klarem Sachverstand und dem Blick für das Wesentliche auf dieses Bürokratiemonster, wird man sicher 50 – 60% eindampfen können. Womit gleichzeitig Verschwendung beseitigt, Kapazitäten freigeschaltet und für sinnvollere Arbeiten eingesetzt werden könnten.

Ich denke 30% Produktivitätssteigerung in unserer Bürokratie und 50 – 60% weniger Gesetze, Vorschriften und Regeln würden die Bürger und die Unternehmen wirklich spürbar entlasten und den Standort Deutschland wieder attraktiv machen.

Aus der Lean-Brille sind nun mal diese Potentiale leicht zu heben!!!!

Warum tun wir es dann nicht ????

Es wäre der Anfang einer Zeitenwende

Bleiben Sie uns gewogen – bleiben Sie Lean!

Ihr Dr. Bodo Wiegand

Zu Teil 1: Der Staat muss Lean werden, aber schnell – Deutschland in der Deindustrialsierung

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