Die Angst vor der eigenen Courage – dem Sprung von 5S zur Lean Production (Teil 1)

In den letzten Monaten treffe ich immer wieder auf Unternehmen, die auf dem Sprung stehen.

Die Einen stellen fest, dass punktuelle Verbesserungen schön sind, die großen Erfolge aber ausbleiben und fangen an, den Wertstrom ins Visier zu nehmen – endlich.

Die Anderen haben die Erfolge in der Produktion eingefahren und möchten die Früchte ihrer Arbeit auch wirklich ernten, indem sie den ganzen Wertstrom einschließlich der unterstützenden Bereiche ins Visier nehmen wollen.

Nun, schauen wir uns diejenigen an, die 5S-Aktionen erfolgreich durchgeführt haben und jetzt erkennen, dass sauber und schön nicht gleichzeitig erfolgreich ist.

Als ein wirklich schönes Beispiel war ich letztens in einer Motorenfertigung. Sie konnten vom Boden essen, alles vorbildlich und sauber. Shadow Board überall, nichts lag herum, alles hatte wirklich seinen Platz.

Ich war begeistert.

Aber dann fielen mir die vielen Gabelstapler auf, ein hin- und hergefahre ohne Beispiel. Mindestens 30 Gabelstapler waren unterwegs und die Zebrastreifen die wichtigsten Zeichen, um den Werksrundgang unbeschadet zu überstehen. Stolz wurde mir dann auch noch das neuerbaute Lager gezeigt. Die sogenannte Schaltzentrale des Unternehmens.

Nun, die anschließende Besprechung mit dem Vorstand würde schwierig werden – dachte ich jedenfalls. Doch dieser erlöste mich mit der ersten Frage aus meiner Zwickmühle.

Seine Frage lautete: „Wie können wir uns noch verbessern? Irgendwie geht es nicht voran und unsere Probleme sind nicht wirklich behoben.“

Meine Antwort: „Die Gabelstapler abschaffen“, verblüffte ihn dann doch. Schließlich waren diese doch die zentralen Faktoren seines Produktionssystems.

Ich hätte ihm auch einen Vortrag über Push-Pull, Nivellierung und KANBAN halten können, aber das mit den Gabelstaplern verstand er. Hatte damit gleichzeitig auch eine Maßzahl, wie gut es seinen Mitarbeitern gelungen ist, den Wertstrom zu optimieren und Fluss in das ganze System zu bringen.

Wie gesagt, viele sind an die Grenzen gestoßen, an der es nicht weitergeht. Wenn man sich dann nicht öffnet und die Wertstromorientierung ins Auge fasst, bleibt man stehen. Doch Stillstand bedeutet bekanntlich Rückschritt. Vom Punkt-Kaizen zum Fluss-Kaizen ist es nur ein kleiner Schritt – aber man muss ihn wagen, um dann zu ernten und viel besser zu werden.

Bleiben Sie uns gewogen – bleiben Sie Lean.

Ihr Bodo Wiegand

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