Deutschland befindet sich in einer veritablen Krise.
Die Energiepreise schlagen durch und die Verwaltungskosten steigen immer weiter. Sei es durch überzogene staatliche Auflagen, die keiner mehr versteht und die wir uns nicht mehr leisten können, oder durch den kaum zu optimierenden Gemeinkostenblock, der ständig größer und größer wird. Damit schlittern wir immer tiefer in die Krise.
Die staatlichen Auflagen und Bestimmungen kann und muss die Politik in den Griff bekommen. Sonst werden wir uns selbst kostenmäßig ins Aus befördern.
Gehen Sie endlich den Gemeinkosten an den Kragen!
Aber an dem schwarzen Loch unserer Gemeinkosten können wir das Licht einschalten und müssen endlich anfangen diesen Bereich genauso zu optimieren, wie wir das in der Produktion gemacht haben und stetig machen.
Warum ist das so liebe Inhaber, Vorstände, Werkleiter und Geschäftsführer???
Es gibt dafür mehrere Gründe:
1. Die sich unter den Gemeinkosten versteckenden Funktionen leben in Frieden und Freuden ohne Optimierungsdruck, da ja die Kosten schön versteckt sind. Hinzu kommen deren Fürsten, die ihre Königreiche bis zuletzt verteidigen.
2. Die durch die variablen Fertigungskosten gelieferte Transparenz zeigt auf, an welchen Stellen man optimieren kann und wo zu viel Aufwand betrieben wird. Dort wird, im Gegensatz zu dem intransparenten Gemeinkostenblock, natürlich dann sofort angesetzt und fleißig optimiert.
3. Unser Kostenrechnungssystem stammt aus den 1930iger Jahren des vorherigen Jahrhunderts zu Zeiten eines Verkäufermarktes und gibt für den heutigen Käufer-markt völlig falsche Vorgaben und Rechenmodelle. Dies ist ein unverantwortlicher Zustand, der zu vielen falschen Management Entscheidungen geführt hat und immer noch führt.
Mit reduzierten Gemeinkosten die Krise meistern
Nun, was ist zu tun?
Zu 1.: Schauen wir uns nur ein kleines Beispiel an:
Da ja für einige die Bestände völlig an Aufmerksamkeit verloren haben, zum einen wegen der niedrigen Zinsen und zum anderen, weil Bestände in unserer Kostenrechnung nicht berücksichtigt werden.
Schaut man sich aber einmal genauer an, was denn ein Logistikprozess wirklich kostet, sieht man, dass dies ein großer Kostenfaktor sein kann.
Die anfallenden Kosten für den Bestandsaufbau sind:
- Opportunitätskosten des gebundenen Kapitals
- Logistikkosten Einlagerung
- Instandhaltungskosten für die Transportmittel
- Einlagerungskosten
- Lagerplatzkosten
- Instandhaltungskosten Lager
- Auslagerungskosten
- Logistikkosten
- Auslagerung
- Steuerungskosten
Also müssen wir daran gehen das Licht in unserem Gemeinkostenblock anzu-schalten. Und so die Krise besser meistern
Vor rund 50 Jahren haben wir die Funktionen bzw. Werkstätten in der Produktion weitgehend aufgelöst, um die Fertigung prozessorientiert aufzustellen. Dies hat damals 20% – 30% Effizienzsteigerungen gebracht.
Wir müssen ja nicht sofort eine prozessorientierte Organisation schaffen, sondern können doch unsere Prozesse, wie z.B. den Entwicklungs- oder Auftragsabwicklungsprozess mit Hilfe der Lean Administration optimieren und die Verluste an den Schnittstellen und Funktionen sichtbar werden lassen. D.h., den IST-Wertstrom aufnehmen und dann mit Hilfe des Wertstromdesigns den optimierten Prozess darstellen.
Ein einfaches Unterfangen ohne wirklich hohen Aufwand.
Dann sieht man, wo man ansetzen und optimieren kann.
Das Königreich Gemeinkosten und seine Fürsten
Das Problem sind aber dann die Fürsten, die in einer unternehmensweiten Optimierung der Prozesse, eine Gefährdung ihrer zu beschützenden Königreiche sehen und darüber hinaus fürchten, dass aufgedeckt wird, wie unwirtschaftlich ihre Funktion in Wirklichkeit arbeitet.
Das war damals in den in Werkstätten organisierter Fertigungen genauso.
Hier müssen Sie sich, liebe Inhaber, Vorstände, Werkleiter und Geschäftsführer, durchsetzen …auch gegen Ihre Kollegen!!!!! So bekommen Sie die Krise in den Griff.
Licht ins Dunkel mit der Methode „Abteilungscockpits“
Zu 2: Wenn wir das Licht in den Funktionen anknipsen und feststellen möchten, was dort wirklich passiert und was noch verbessert werden kann, können Sie mit Hilfe der Methode des „Abteilungscockpits“ ein Röntgenbild jeder Abteilung erstellen und damit gleichzeitig die in den administrativen und indirekten Bereichen arbeitenden Mitarbeiter in das Denken in Wertschöpfung und Verschwendung einführen.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Zeigt den Ressourcenverbrauch in der jeweiligen Funktion für alle Tätigkeiten auf
- Verteilt die Haupt- und Nebentätigkeiten auf die jeweilige Produktgruppe
- Identifiziert die Schnittstellenprobleme zwischen den einzelnen Funktionen
- Optimiert die Abläufe und Ressourcenverbräuche in den jeweiligen Funktionen
- Das Abteilungscockpit bildet die Grundlage für Identifizierung der jeweiligen Ressourcenverbräuche je Produktgruppe
Wenn wir diesen Schritt machen, sind wir kurz vor dem nächsten großen Hindernis der versteckten Kosten in den administrativen und indirekten Bereichen.
Administrative und indirekte Kosten richtig zuordnen
Zu 3: Auf Basis dieses Röntgenbildes der jeweiligen Abteilungen können wir in einem weiteren kleinen Schritt die jeweiligen Tätigkeiten auch auf die Verursacher zurück-verfolgen und damit die administrativen und indirekten Kosten auf die jeweiligen Kostenträger verteilen.
Damit können wir dann auch die administrativen und indirekten Kostenten variabilisieren.
Dann haben wir das Licht in dem schwarzen Gemeinkostenblock angeknipst und volle Transparenz über alle Kosten und nur noch einen ganz kleinen Kostenanteil, der dann fixe Kosten beinhaltet und nach alter Tradition verteilt werden kann.
Damit hätten wir die Schwachstelle unseres veralteten Kostenrechnungssystems ausgehebelt und auf die neuen Marktanforderungen ausgerichtet. Und hätten die Krise reduziert anstatt sie zu beklagen.
Bleiben Sie uns gewogen und bleiben Sie vor allem Lean!
Ihr
Dr. Bodo Wiegand
P.S. Mehr zur Krise des veralteten Controllings finden Sie in meiner Serie:
Unsere Controller liefern falsche Entscheidungsgrundlagen, auf dessen Basis unsere Manager falsch entscheiden