Digitalisierung – ja gerne, aber wie?

Alle schreien nach Digitalisierung: „Nur damit können wir unsere letzten Reserven erschließen!“

Ist das so????

Zuerst einmal habe ich festgestellt:

Jeder meint mit Digitalisierung etwas anderes.

In den Funktionen geht es um die Automatisierung von sich wiederholenden Vorgängen.

In der IT geht es um die Vernetzung der Programme.

In der Fertigung die Vernetzung aller Maschinen.

Doch bringen uns diese Insellösungen wirklich die erhofften Produktivitätssteigerungen???

Die Vernetzung aller Maschinen und die digitale Erfassung aller Maschinendaten bringt sicher einige Potenziale zu Tage, die wir nutzen können und müssen.

Nutzen wir dieses Wissen dann wirklich????

Wenn ich 33 Unternehmen letztes Jahr besucht und nur 7 davon mit Wertstromdesign ihre Produktion verbessert haben, bezweifle ich, dass die anderen Unternehmen, sollten diese all ihre Maschinen vernetzt haben, die richtigen Maßnahmen ergriffen haben.

Wertstromdesign ist der Schlüssel zur Produktivitätssteigerung

Nur mit Hilfe des Wertstromdesign lassen sich z.B. die Engpässe identifizieren, Abläufe optimieren, Bestände senken, logistische Aufwände reduzieren und Durchlaufzeiten verringern.

Denn wenn ich nach jedem Fertigungsschritt meine Produkte ins Lager transportiere und dann wieder heraushole, jede Maschine getrennt steuere, produziere ich Verschwendung und optimiere nicht.

Allein durch das Wertstromdesign kann ich eine fließende Fertigung organisieren und damit mehr als 20% Produktivitätssteigerungen erzielen.

Auch ohne Digitalisierung!!!!!

Vielleicht erinnern Sie sich an meine letzte Wiegands Warte, in der ich über die Werkstattfertigung berichtet habe und die damit verbundenen Verschwendungen.

In den indirekten und administrativen Bereichen arbeiten wir aber genau nach diesen Prinzipien aus dem letzten Jahrhundert.

Auch wenn wir in unseren funktionsorientierten Organisationen in den einzelnen Funktionen optimal mit Unterstützung digitaler Insellösungen arbeiten, bleibt das größte Verschwendungspotential an den einzelnen Schnittstellen erhalten.

Genau wie damals bei der Werkstattfertigung.

Erst die prozessorientierte Organisation, dann die Digitalisierung

Um weitere Potenziale heben zu können, müssen wir uns von den Funktionen lösen und in eine prozessorientierte Organisation investieren. Diese konzentriert sich ganz auf den Wertschöpfungsprozess und richtet alle Prozesse danach aus.

Denn die Prozesse laufen durch die Funktionen und stören sich nicht an den Schnittstellen, an denen sich die Verschwendung versteckt und festgesetzt hat.

Aber:

Genau wie damals – die Werkstattleiter – werden die funktionalen Könige dagegen bis zum letzten Atemzug kämpfen.

Doch wir müssen diesen Kampf eingehen und gewinnen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Belohnung:

Eine Effizienz- und Effektivitätssteigerung die nochmals mehr als 20% freisetzen wird.

Erst wenn wir diesen Schritt in eine prozessorientierte Organisation gemacht haben, wird uns die Digitalisierung weitere Produktivitätssteigerungen bringen. Denn nur wenn ich z.B. beim Auftragsabwicklungsprozess den gesamten Prozess schnittstellenfrei vom Kunden zum Kunden organisiert und optimiert habe, bringt mir die Digitalisierung dieses Prozesses einen weiteren wirtschaftlichen Erfolg.

Nur das macht wirklich Sinn.

Bleiben Sie uns gewogen – bleiben Sie lean!

Ihr

Dr. Bodo Wiegand

Buchempfehlung: Der Weg aus der Digitalisierungsfalle – Mit Lean Management erfolgreich in die Industrie 4.0

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