Wer nicht hören kann … muss fühlen.
Wie man Prozesse ignoriert und Geld verbrennt
Unter dem Titel „Wie SAP und Lidl hunderte Millionen Euro versenkt haben“, veröffentlicht das Handelsblatt am 27.7.2018 den Leitfaden, wie man es nicht machen sollte oder besser „ ein Lehrstück des Scheiterns“.
Was war geschehen:
Vor sieben Jahren haben SAP und Lidl zusammen mit dem Berater KPS das Projekt Elwis – elektronisches Lidl Warenwirtschaftssystem aufgesetzt und nach sieben Jahre festgestellt, dass es gescheitert ist und „500 Millionen € „ in den Sand gesetzt wurden.
Die selbst gebastelte Lidl Software sollte durch eine SAP Standard Software ersetzt werden.
Ist doch ganz einfach, oder??
Man schaffe sich genügend „IT Nerds“ – in diesem Falle über 100 Berater!!! – an und modifiziere die Standard Software so, dass es passt – und fertig ist das Projekt.
Ähnliches ist wohl dem Handelskonzern Otto Group passiert, der allerdings nur einen „ mindestens hohen zweistelligen Millionen Betrag“ verloren hat.
In meinem Buch „Der Weg aus der Digitalisierungsfalle“ gehe ich auf solche fatalen und teuren Fehler ein.
Wenn ich nicht zusammen mit den Mitarbeitern die Geschäftsprozesse überarbeite und diese den neuen Gegebenheiten des IT Umfelds anpasse, sinkt die Akzeptanz für solch ein System fast auf null und es wird mit tödlicher Sicherheit schief gehen.
Bei tief greifenden Veränderungen von einer Individual Software und den damit lieb gewonnenen Eigenheiten und dem Wechsel zu einer Standard Software ist und bleibt der Mensch der entscheidende Erfolgsfaktor.
Prozesse definieren und anpassen
Denn bei solch einem Wechsel müssen alle Prozesse neu definiert und angepasst werden. D.h. im Klartext: Die Menschen müssen die neuen Prozesse akzeptieren, die Gelegenheit bekommen diese in einer Parallelwelt auszuprobieren und dann auch leben wollen.
Dies allerdings gelingt nur wenn die Menschen diese Prozesse selbst definieren und ganz bestimmt nicht, wenn die neuen Prozesse ohne Beteiligung der Mitarbeiter einfach von außen aufgedrückt werden.
Veränderungen von Prozessen geht nur mit den Menschen und nicht gegen sie.
Denn wenn die neuen Prozesse keine Akzeptanz bei den Mitarbeitern finden, dann sind die Mitarbeiter sehr kreativ darin zu beweisen, warum es nicht geht.
Doch dafür wollte die Lidl Führung – trotz eindringlichen Signalen aus der Belegschaft – wohl kein Geld ausgeben!!!
Was für ein fataler Fehler.
Vielleicht darf ich den eisernen Grundsatz oder „das Gesetz des Erfolges“ für alle Vorstände , Geschäftsführer und besonders IT Manager nochmals wiederholen:
Zuerst verändert man die Prozesse, verringert die Komplexität und eliminiert Verschwendung zusammen mit den Menschen und erst dann – aber wirklich erst dann – setzt man die Prozesse in IT um.
Oder auf diesen Fall angewendet:
Zuerst passt man zusammen mit den Mitarbeitern die bestehenden Prozesse auf die zukünftigen, standardisierten Prozesse an – schafft damit Akzeptanz –, schult die Mitarbeiter auf die neuen Prozesse in einer Parallelwelt –und erst dann – führt man die auf diese Prozesse angepasste Software ein.
Nur so geht es.
Bleiben Sie uns gewogen – bleiben Sie liegen.
Ihr B. Wiegand
Link zum Buch „Der Weg aus der Digitalisierungsfalle“: http://shop.lean-management-institut.de/de/der-weg-aus-der-digitalisierungsfalle-mit-lean-management-erfolgreich-in-die-industrie-4-0.html
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